„Ich liebe dich, ich kann es nie genug sagen…!“, innig ins Telefon gemurmelte Worte, wir fahren vom Gästezimmer* im Werkhaus der Laborschule mit der Straßenbahn in die Stadt und hören – es zieht uns hinein – die Gespräche der anderen mit. Es ist, als ob wir es alle zu dieser Stadt, zu uns selbst, verkünden; ICH LIEBE DICH. Von den westlichen Bergrücken strahlen die Häuser frisch gewaschen, Morgenduft von Gras ringsum und die Wasser des Gorbitzbaches, nun wieder in Rohren gebändigt, fließen neben uns den Westhang hinunter, Maibowlenrezepte der Großmutter kommen mir in den Sinn mit einem Hauch von Waldmeister, der vorbeizieht. Es ist Frühling und Dresden zeigt sich von seiner lieblichsten Seite, erstes Wiesengrün, Birkenzweige tanzen im Wind, der Blick von der Espenstraße geht bis zur Sächsischen Schweiz und nach Radebeul, die Waldbäder öffnen und Stadtmenschen singen und swingen beim Dixieland. Das Gästezimmer in Dresden-Gorbitz ist gut besucht, besonders von Menschen, die in Dresden ihre Wurzeln hatten oder die Spuren ihrer Familie suchen und solchen, die sich für soziale Projekte und Bildung interessieren, wie diejenigen des Omse-Vereins (www.omse-ev.de). Da kommt die Familie aus Brasilien, die Freunde aus der Schweiz, Portugal und aus Indien, aus Litauen Kursteilnehmer…, ich kann mich auf alle gut einlassen und lerne viel von ihrem Leben, ihren Wegen und ihrem Einsatz für das friedliche Miteinander der Völker.
Immer wieder auch meine Lust, in die Welt zu reisen, dorthin, wohin die Stadt Dresden ihre einstigen Gönner vertrieb, in den Jahren der Verbrechen, die bis heute wirken. Ich besuche Nachfahren von Dresdner Mäzenaten in den USA, lade sie ein, den Wandel aber auch das Stetige der Stadt zu sehen, mit mir nach den Orten ihrer Kindheit zu suchen. Ihre Kinder könnten hier studieren, sie fragen nach möglichen Netzwerken , Kulturen, dem Alltag und dem Gefühl der Dresdner gegenüber Fremdem – und servieren den Tee in Meißner Porzellan. Als ich 16 Jahre alt war, wollte ich Weltpraktikantin werden und in jedem Land mindestens einen Menschen wissen, zu dem ich nie zu spät komme. „Weltanschauung kommt vom Anschauen der Welt“, stand auf einer Mauer in der Dresdner Neustadt, als diese zum großen Teil aus mit Brettern vernagelten Häusern bestand. Später erfuhren wir von den Kavaliersreisen des sächsischen Adels und den Erkundungsreisen der Malerin, Kupferstecherin und Naturforscherin Maria Sibylla Merian (1647-1717) http://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Sibylla_Merian
, die einem Platz in Gorbitz den Namen gibt, ebenso wie die Naturforscherin Amalie Dietrich (1821-1891) http://de.wikipedia.org/wiki/Amalie_Dietrich
, die als Botanikerin und Forschungsreisende über 10 Jahre in Australien lebte und als eine der ersten Frauen auf diesem Gebiet internationalen Ruf erwerben konnte. Mein Bezug zu Australien sind heute die Permakultur http://de.wikipedia.org/wiki/Permakultur und unser „essbarer Waldgarten“, Urban Gardening und Transition Town, Evoluzzer und Energie-Enthusiasten – alles das ist Dresden. Die Dresdner sind stolz auf ihre Gäste aus aller Welt und selbst überall in der Welt zu finden – das macht mir Lust, immer wieder loszugehen…
*buchbar über www.wimdu.de, ID: 6Q62CM90
bei airbnb: „Grünes Wohnen im Dresdner Westen“
Dresden vgl. unter www.dresden.de
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