Boston, Massachusetts, Neuengland, USA

Verena

Der Himmel schüttet sich aus. Wie viel Wasser passt in das große Becken of Christian Church? Wie viele Menschen kamen seit 1630 hierher seit der ersten Entdeckung durch die Siedler? Wie viele davon aus meiner Stadt?

Drei davon kenne ich nun, wir sitzen im grünen Vorort am Kamin und erzählen die Geschichte einer Auswanderung… Ein Mann, den es nicht gäbe, wenn meine Großeltern nicht seiner Großmutter und ihrer Familie die Flucht vor den Nazis ermöglicht hätten. Wir sind beide überglücklich uns zu sehen, er ist stolz auf seine große Familie, lebensfrohe Menschen aller Generationen, die immer zum Jahreswechsel eine gemeinsame Reise unternehmen, hier haben sie sich am Stamm eines uralten Redwood – Baumes fotografiert, hier hätte auch seine Tante noch Platz, doch sie wagte nicht vom Viehwagen zu springen, der sie ins KZ brachte – der Onkel tat es und schaut heute erstaunt und froh ins Bild. Die Familie hat sich in Dresden und im Ausland sozial engagiert – meine Familie ebenso.

Ich schenke ihm die Briefe, die die Großmütter einander schrieben, sie erzählen auch von meiner Kinderzeit in Dresden, ich lade ihn und seine Kinder ein in eine Stadt, in der seine Familie Wurzeln hatte.

Im Science Museum spiele ich mit den Babies, die von Freiwilligen beim Entdecken begleitet werden, „Discovery Area“ heißt dieser Bereich, viele Kinderkutschen stehen davor und die Eltern lachen einander zu.

M. genießt das 3D-Kino, weit zurückgelehnt im Sitz fliegt sie mit Störchen und Schmetterlingen, wandert mit Krabben, schwimmt mit Delphinen… Woher kennen sie alle den Weg? Was hat uns beide nach Boston geführt – und warum heute hierher? Wir sehen die Glaspflanzen und -tiere der Blaschkas im Harvard – Naturkundemuseums, die ersten 3D-Medien der Universität… Diese beiden Genies werden hier sehr verehrt, deren Weg Dresden und Boston verbindet. Ich spüre die Wärme der Sandsteinmauern von Hosterwitz, wo ihre sächsische Werkstatt war, schlendere den ganzen Tag um die Vitrinen, spüre die filigranen kühlen Pflanzenteile durch die Glasscheibe, ihre Farbe, ihren Ausdruck, ihre Bewegung…

Reisende sind Botschafter und Invasoren, sie verändern sich und ihre Umgebung, das hat Boston zum Thema einer Ausstellung über seine Immigranten, seine Bürger gemacht. Mit weitem Blick über die Stadt, ins Land hören wir leises Murmeln in vielen Sprachen „I love you!“.

Weitere Fotos gibt es hier …

http://www.cityofboston.gov/
http://de.wikipedia.org/wiki/Boston